Fast ein elektrischer SUPERGAU…
Während ich meine Verteilung anklemmte habe ich bei kurzen Funktionstests ein seltsames Verhalten bei einem Rollladen festgestellt. Der Rollladen fuhr kurz an, stockte dann und die Sicherung flog raus. Bei weiteren Versuchen tat sich gar nichts mehr und die Sicherung flog auch konsequent raus. Oh nein! Ich vermutete, dass ich in meiner geistigen Umnachtung während einer meiner 14 Stunden-Schichten im November den Rollladen in der Verteilerdose falsch angeklemmt hatte, oder noch blöder: dass der Rollladenmotor defekt ist. Auf gings zur Fehlersuche! Das Ärgerliche bei der Aktion: Wir haben die Verteilerdosen für die Rollläden überputzen lassen, damit man nicht im Wohzimmer überall diese hässlichen Deckel auf der Wand hat, schließlich sollten wir da nicht so schnell wieder ran müssen… Naja, die Wand wurde wieder wieder aufgepickelt und die Dose freigelegt. Dank umfangreicher Fotodokumentation wusste ich ziemlich genau, wo die Dose zu finden ist. Nach dem Öffnen der Dose fand ich ein sauber angeklemmtes Rollladenkabel vor, alles schön mit Aderendhülsen, wie sich das eben gehört. Der Fehler scheint hier also schon mal nicht zu liegen. Zum nächsten Test wurde mein Vater rekrutiert: Während ich im Technikraum die Aktoren bediente, sollte er mit dem Messgerät die Spannung auf den einzelnen Adern messen. Ich schaltete also den Rollladen auf „Runter fahren“ und die Sicherung hielt vorerst. Am anderen Ende des Kabels kam aber nur eine komisch Spannung von ca. 30V an!? Oh nein… Wir vermuteten schon worauf das hinauslaufen wird…
Bei weiteren Messungen stellte sich heraus, dass auf keiner der Adern irgendetwas im Bereich 230V ankam, immer nur seltsame, niedrige Spannungen oder gar nichts. Es war also klar: Mit dem Kabel ist irgendetwas nicht in Ordnung. Mir blieb also nichts anderes übrig als das entsprechende Kabel in der Verteilung erstmal nicht anzuklemmen – ein herber Rückschlag.
Zu Hause angekommen wälzte ich erstmal meine Fotosammlung mit allen möglichen Fotos durch, die ich während der gesamten Bauphase gemacht habe. Und siehe da, auf einmal hab ich es gefunden:
Direkt in dem Bereich wo alle Kabel durch einen Durchbruch durch die EG-Decke in den Technikraum geführt werden, befand sich ein Maueranker, mit dem das Gerüst außen an der Betondecke befestigt war. Aus der Vermutung wurde Gewissheit: Das in der Betondecke verlegte NYY-Kabel wurde also offenbar durch die Gerüstbauer (aka Maurer) von außen angebohrt…
Ich besorgte mir am nächsten Tag von meinem Elektriker ein Isolationsmessgerät, um noch mal mit professionellem Gerät das Kabel zu prüfen. Vielleicht haben wir uns ja doch geirrt und das Kabel ist noch irgendwie brauchbar. Man misst mit dem Gerät den Widerstand zwischen allen Adern, während das Gerät eine Prüfspannung von ca. 500V auf das Kabel gibt (lieber nicht dagegen kommen… :-)). Der Widerstand sollte bei min. 100MOhm liegen. Leider verlief auch dieser Test wie vermutet: Kurschluss auf allen Adern, das Kabel ist komplett zermatscht.
Nun stand fest: Das Kabel muss komplett neu verlegt werden, um den Rollladen benutzen zu können… Die Route wäre: In der Wand herunter, dann in der Fuge der Trittschalldämmung zwischen Estrich und Wand komplett bis zum Technikraum (ca. 35m mit allen Ecken, Fensterlaibungen usw.). Da dies einen wirklich erheblichen Aufwand darstellt, machte ich mir nun doch Gedanken über die Haftungsfrage. Ein Anbohren in genau diesem Bereich (man konnte sogar noch den Kabeldurchbruch von außen sehen, weil noch keine kompletten Mauern auf der EG-Decke standen) ist für mich schon als grob fahrlässig einzustufen. Ich habe außerdem keine Lust mehr immer für die Fehler von Handwerkern gerade zu stehen und nachzuarbeiten (siehe z.B. hier).
Um wirklilch absolute Gewissheit zu bekommen habe ich mir außerdem die Mühe gemacht im DG-Bad nochmal eine Ecke Estrich weg zu stemmen und sämtliche Verschäumung aus dem darunter liegenden Durchbruch heraus zu fummeln. Schon nach kurzer Suche konnte ich es dann sehen: Direkt auf der Höhe des Rollladenkabels konnte man an der Seite der Außenmauer ein Loch sehen, aus dem der zerstörerische Bohrer gekommen ist…
Ich rief kurzerhand bei Herrn Neuhoff, den Geschäftsführer von HarkoHaus an, um eine Lösung zu finden. Er stimmte mir in der Haftungsfrage soweit zu, allerdings muss laut irgendeinem Gesetz (VOB!?) dem Verursacher (in diesem Fall Maurer) die Möglichkeit gegeben werden, den Fehler selbst beheben zu lassen. Wir einigten uns darauf, dass ich ihm ein Angebot für die Beseitigung des Fehlers mache, damit ich dann ggf. mit der Beseitigung des Fehlers betraut werden kann.
Mittlerweile haben wir den Fehler behoben: Ein kompletter Arbeitstag mit 2 Personen war notwendig für die neue Kabelverlegung. Nötige Arbeitsschritte: Wand aufschlitzen mit Mauernutfräse, Kabel eingipsen, Estrichkante auf 30m wegstemmen, Randdämmstreifen rauspulen, Kabel verlegen, Kabel anklemmen, Wand verputzen, Wand verspachteln, Wand schleifen, Wand mit Rollspachtel abziehen, Wand schleifen, Wand tiefengrundieren, Wand grundieren, Wand streichen. Dazu dann noch die Materialkosten: 35m NYM 5×1,5 Kabel und diverse Spachtel- und Putzmaterialien (allein ein Eimer Rollspachtel kostet ca. 90€!!!).
Unterm Strich waren das mal wieder Arbeiten, die absolut nicht hätten sein müssen. Das einzig Positive war, dass wir den Fehler noch in diesem Stadium gefunden haben. Ich habe natürlich noch alle anderen in der Betondecke laufenden Kabel mit dem Isolationsmessgerät durchgemessen, um nicht noch weitere Überraschungen zu erleben. Zum Glück scheint dieser Fehler der Einzige zu bleiben. Mittlerweile habe ich auch alle anderen Kabel (Busleitung, Lüftung, Zentralstaubsauger, Alarmleitung, …) durchgetestet, auch hier scheint alles in Ordnung zu sein. Nun bleiben nur noch die normalen Stromkabel zu den Steckdosen usw. (da habe ich nicht so viel Bedenken), sowie die Antennen- und Netzwerkkabel. Schauen wir mal was da noch kommt… 🙂
Habe mir mal die Zeit genommen und mir alles gut durchgelesen:)
Ich bin der böse Maurer der das Loch gebohrt hat^^
Aber durch das bohren kann die Beschädigung unmöglich gekommen sein. Der Kabeldurchbruch liegt Innenkannte Hintermauerwerk. Sprich 17,5 cm von Außenkante Decke. Das Bohrloch ist maximal 10cm tief… Also das Kabel kann so nicht getroffen worden sein. Es sei denn der Elektriker hat seine Kabel nicht ordnungsgemäß gesichert und die Kabel konnten im frischen Beton wandern;)
LG Andreas
Ich habe einen ordnungsgemäßen Durchbruch in dem sämtliche Kabel zur Verteilung laufen. In dem Durchbruch ist ein Bohrloch von außen auf Höhe der von außen zu sehenden Maueranker zu sehen.